Wenn es um das Thema Gefriersperma, Gefriersamen oder auch den Einsatz von gekühltem Samen geht, schäumen oft spontan erst einmal unüberlegte Vorurteile auf: Wieso nicht der Natur ihren Lauf lassen? Wieso muss man derart menschlich eingreifen? (Ja – wieso überhaupt züchten? Aber DAS Thema würde den Rahmen hier definitiv sprengen) oder ist man zu faul, den Weg zum Rüden auf sich zu nehmen?
Wenn man es etwas genauer betrachtet, so wird man hoffentlich erkennen, welch fantastisches Instrument für eine durchdachte Zucht ein solcher Einsatz ist. So kann der Deckpartner beispielsweise weltweit gefunden werden oder man kann auf Samen eines längst verstorbenen Rüden zurückgreifen, dessen Nachzucht aus dem einen oder anderen Grund nicht in Frage kommt und der trotzdem einen wertvollen Beitrag für eigene Pläne beitragen kann. Manchmal empfindet man vergangene Verpaarungen durch zB neue Erkenntnisse über Krankheiten plötzlich als ungünstig oder gar riskant und man möchte versuchen, durch einen Schritt zurück oder in eine völlig neue (aber doch alte) Linie seine Zucht in eine andere und hoffentlich bessere Richtung zu lenken. Jeder gute Züchter macht sich viele Gedanken und wälzt Ahnentafeln, sammelt informationen, wägt Vor- und Nachteile ab und muss am Ende entscheiden, welchen Weg er oder sie einschlagen möchte. Ob die Entscheidung richtig war, das wird man stets erst hinterher wissen, oft erst nach einigen Jahren.
Aber zurück zum Thema.
Nimmt man das Beispiel der LUA-Zucht, so erkennt man schnell, dass gerade hier der Einsatz von künstlicher Besamung goldwert ist. So entstand unser G-Wurf durch den Einsatz des gefrorenen Samens eines amerikanischen Rüden und hat uns 8 Welpen geschenkt, die allesamt das LUA-Gen tragen. Damals war es unser zweiter und in ganz Deutschland erst der dritte LUA Wurf überhaupt! Da die Rückkreuzung auf das gesunde LUA-Gen in Amerika ihren Anfang nahm, gab es 2012 nur sehr wenige LUAs in Europa, mittlerweile hat sich dies glücklicherweise geändert.
2019 nutzten wir die Option der künstlichen Besamung, um unsere LUA-Hündin „Pai“ von einem Rüden belegen zu lassen, der bereits 2008 (damals durch Natursprung in Oslo) Vater unserer Welpen war. Nachdem wir beobachten konnten, wie wunderbar sich dieser Wurf entwickelte, stand für uns fest, dass wir diesen Rüden sichern wollten und warteten recht lange, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war.
Gelagert war der Samen bei HSB Blendivet bzw. Dr. Blendinger in Hofheim-Wallau. Seit Jahren vertrauen wir ihm, wenn es um das Einlagern oder Versenden von Samen geht, dort sind auch einige unseren Nachzuchtrüden aufbewahrt. Weitere Informationen zum Thema gibt es auf der Webseite von Blendivet: https://www.blendivet.de/wissen/die-instrumentelle-samenuebertragung-beim-hund/ wo weitere mögliche Gründe für die Verwendung von gefrorenem oder gekühltem Samen erläutert werden.
In unserer Rasse ist also der Einsatz künstlicher Besamung KEIN nötiges Mittel, weil die Hunde sich nicht auf natürlichem Wege fortpflanzen können, sondern um züchterisch wohl überlegte Verpaarungen zu ermöglichen, die aus triftigen Gründen nicht anders (mehr) realisierbar sind.